Der Pogrom von 1241

Die nach Westeuropa drängenden Mongolen sowie Gerüchte, diese seien die verlorenen Stämme Israels, die nun das Weltende anzeigten, schufen in Deutschland zu Beginn des 13. Jahrhunderts eine allgemeine antijüdische Stimmung. Die Aktivitäten der Bettelorden, der Franziskaner und Dominikaner, in der Stadt verstärkten die religiösen Spannungen. Auf diesem Hintergrund führten in Frankfurt religiöse Auseinandersetzungen, deren Ursache umstritten ist, zum Überfall auf die Jüdinnen und Juden. Diese waren seit Mitte des 12. Jahrhunderts in der Stadt ansässig. Auslöser des Pogroms war der Streit um die Taufe eines jüdischen Jungen. Dieser war, so berichtet eine Quelle, von seinen Eltern und Freunden daran gehindert worden, sich taufen zu lassen. Am 24. Mai 1241, einem Freitagabend, überfielen die christlichen Einwohner*innen der Stadt die Jüdinnen und Juden und drangen an zwei Tagen nacheinander in das jüdische Viertel ein. Dieses grenzte damals an den Dom an. Tore und Türen der Judenhäuser wurden mit Äxten eingeschlagen. Bemerkenswert ist, dass die Jüdinnen und Juden sich wehrten und es zur offenen Schlacht kam. Doch konnten sie gegen die Übermacht der Angreifer nichts ausrichten. An die 70 Jüdinnen und Juden flüchteten sich auf einen Turm, der sich in der Hand der kaiserlichen Truppen befand. Dort wurden sie jedoch hinterlistig getötet. Einige konnten fliehen, 24 sollen die Taufe angenommen und sich so gerettet haben. An die 180 wurden ermordet. Unter den Getöteten befanden sich auch die drei Rabbiner der Gemeinde. Die Synagoge wurde verwüstet, die Thorarollen zerrissen sowie sämtliche Wohnhäuser und die beiden Lehrhäuser niedergebrannt. In Andenken an die Zerstörung der ersten jüdischen Gemeinde in Frankfurt wurden für den jüdischen Feiertag Tisch Be'aw besondere Trauergesänge verfasst. Circa zwei Jahrzehnte später ließen sich wieder Jüdinnen und Juden in Frankfurt nieder. Sie gründeten die zweite jüdische Gemeinde, die bis zum Pogrom von 1349 bestand.