Der Pogrom von 1349

Am 14. Juli 1349 wurden alle in Frankfurt lebenden Jüdinnen und Juden ermordet und ihre Häuser in Brand gesteckt. Die jüdische Bevölkerung wohnte damals im Stadtzentrum südlich des Frankfurter Doms. Sie standen unter dem Schutz des Kaisers und galten als seine "Kammerknechte". So erhielt der Kaiser auch von den Frankfurter Jüdinnen und Juden jährliche Einkünfte. Einen Monat vor dem Überfall auf die Jüdinnen und Juden und ihrer Vernichtung verpfändete König Karl IV., der sich damals in der Stadt aufhielt, seine Rechte an den Jüdinnen und Juden, d.h. die ihm zustehenden Steuergelder, an die Stadt Frankfurt. Zwei Wochen nach seiner Abreise ereignete sich der Pogrom am 14. Juli. Bislang nahmen die Historiker an, dass die seit 1348 herumziehenden Geißler, religiöse Fanatiker*innen, Frankfurt angegriffen hätten. Vor dem Hintergrund der sich ausdehnenden Pestwelle und der Anschuldigung, die Jüdinnen und Juden hätten die Brunnen vergiftet, hätten die Geißler ein spontanes Massaker gegen die Jüdinnen und Juden durchgeführt und alle ermordet. Jüngste historische Forschungen haben jedoch gezeigt, dass es sich hierbei keinesfalls um den Ausbruch von spontanem Hass auf die Jüdinnen und Juden gehandelt hat. Auch sind die Geißlerscharen in der Regel erst nach den Pogromen, die sich auch in anderen deutschen Städten ereigneten, eingetroffen. Heute geht man davon aus, dass es sich bei dem Pogrom um ein von langer Hand geplantes Massaker handelte, an dem sowohl der König und seine Adeligen als auch der Rat der Stadt und die Zünfte beteiligt waren. Der König, der den Schutz der Jüdinnen und Juden versprochen hatte, versagte ihnen diesen außerhalb seines eigentlichen Stammlandes, wenn dies seinen Interessen entsprach. Nachdem der König seine Rechte an den Jüdinnen und Juden der Stadt Frankfurt übertragen hatte, vereinten sich vermutlich die städtischen Patrizier und Zünfte in dem gemeinsamen Interesse, ihre Schulden bei den Jüdinnen und Juden durch deren Ermordung zu begleichen und sich gleichzeitig ihre Häuser anzueignen. Damit wurde die Jüdische Gemeinde nach dem Pogrom im Jahre 1241 zum zweiten Mal vernichtet. Diesmal konnte sich niemand durch Taufe retten. Die Anzahl der Getöteten lässt sich nicht feststellen, urkundliche Aufzeichnungen jener Zeit berichten von ca. 60 Männern und Frauen, die erschlagen wurden.