Die Frankfurter Jüdinnen und Juden

Frankfurt hatte seit dem Mittelalter bis heute eine der größten und wichtigsten jüdischen Gemeinden in Deutschland. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung der Stadt betrug zweitweise bis zu zehn Prozent. Seit dem 12. Jahrhundert waren Jüdinnen und Juden in Frankfurt ansässig. Sie wohnten zunächst in Häusern unmittelbar um den Dom herum. Zweimal, in den Jahren 1241 und 1349, wurden in Pogromen fast alle Frankfurter Jüdinnen und Juden ermordet. Dennoch siedelten sich immer wieder Jüdinnen und Juden in der Stadt an. Im Jahre 1462 wies der Rat sie in ein Ghetto, die sogenannte Judengasse ein. Dort verblieben sie mehr als 300 Jahre, nämlich bis 1796, und teilweise auch länger. In der Judengasse lebten bis zu 3000 Menschen auf engstem Raum. Sie bildeten die Jüdische Gemeinde, die das Recht hatte, nach innen ihre Angelegenheiten weitgehend selbst zu regeln. Ihr Verhältnis nach außen, also ihre Stellung zu den christlichen Stadtbewohner*innen und zum städtischen Rat wurde durch die Stättigkeitsordnungen geregelt. Wirtschaftlich hatten die Jüdinnen und Juden Frankfurts besonders im Geld- und Kreditverkehr, aber auch in verschiedenen Branchen des Warenhandels eine wichtige und oft einflussreiche Stellung. Dabei kam es oft zu Interessenkonflikten mit Christ*innen, weswegen versucht wurde, die wirtschaftliche Entfaltung der Jüdinnen und Juden durch Gesetze, Verordnungen, Erlasse, schließlich auch in den Stättigkeitsordnungen einzuschränken. Solche Interessenkonflikte eskalierten auch in gewaltsamen Ausschreitungen gegen die Jüdinnen und Juden, so etwa im Fettmilch-Aufstand von 1614. In die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts fällt die Emanzipation der Jüdinnen und Juden. Hatten sie in einzelnen Branchen des Wirtschaftslebens schon früh eine überragende Stellung erlangt – erinnert sei etwa an die Rothschilds – so haben sie nach ihrer endgültigen Gleichstellung 1864 auch in Politik, Wissenschaft, Kultur, oder im Stiftungswesen bald eine bedeutende Rolle gespielt. Viele wichtige Institutionen, wie etwa die 1914 gegründete Universität, wären ohne ihr Engagement nicht entstanden. Der Nationalsozialismus hat diese Entwicklung jäh unterbrochen. Lebten vor 1933 knapp 30.000 jüdische Bürger*innen in Frankfurt– das war mit 6,3 % der Gesamtbevölkerung der größte Anteil in allen Städten Deutschlands– so waren es bei 640.000 Einwohner*innen Mitte der 1990er nur noch ca. 5000. Da nach dem nazistischen Massenmord nur noch etwa 30.000 Jüdinnen und Juden in ganz Deutschland leben, bleibt die Frankfurter Jüdische Gemeinde damit allerdings anteilmäßig nach wie vor die größte des Landes.