1717-1761
Moses Kann gehörte zu einer der einflussreichsten Frankfurter Familien. Sie war in mehrere langwierigen und erbitterten Auseinandersetzungen verwickelt, so in die Drach-Kannschen Wirren und die Kann-Kulpschen Wirren, die geführt wurden, um ihre Oberherrschaft in der Judengasse zu behaupten. Moses Kann und sein Bruder Beer Löw Isaac zur Kann waren Hoffaktoren im Dienst der Landgrafen von Hessen-Darmstadt und seit 1743 auch des Kurfürsten von Mainz. Sie zählten zu den weitaus reichsten Frankfurter Juden und besaßen in ihrer besten Zeit ein sehr großes Vermögen von über einer halben Million Gulden. Im Gegensatz zu seinem Bruder genoss Moses nicht nur als Geschäftsmann, sondern auch als Talmudist großes Ansehen. Von dem Frankfurter Rabbiner und Historiker Markus Horovitz wurde er als "der größte Gelehrte und geachtetste Mann der hiesigen Gemeinde" gerühmt. Die gemeindepolitischen Machtkämpfe richteten sich nur gegen seinen Bruder und nicht gegen ihn, obwohl auch er davon betroffen war. Moses Kann wirkte als Rabbiner in dem Lehrhaus die Klause, in welchem er jüdischen Studenten den Talmud lehrte. Die Klause, die im Jahre 1685 von Manasse Darmstädter gestiftet worden war, wurde von ihm und seiner Familie finanziell weiterhin getragen. Im Andenken an seine früh verstorbene erste Frau, einer Tochter des kaiserlichen Hoffaktors Samson Wertheimer in Wien, wurde die Samson Wertheimersche Stiftung eingerichtet, die das Haus zur Klause bis zum Abbruch im Jahre 1883 unterhielt. Gleichzeitig war Moses Kann Oberrabbiner der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Bis zu seinem Tod im Dezember 1761 hat auch er, wie sein Bruder, sein gesamtes Vermögen verloren, so dass er seinem Sohn und seiner Tochter fast nichts hinterlassen konnte.