1844-1910
Markus Horovitz war von 1878-1910 der orthodoxe Rabbiner innerhalb der Israelitischen Gemeinde Frankfurt. Er wurde 1844 in Ungarn geboren und wuchs in einem strengreligiösen osteuropäischen Milieu auf. Er besuchte eine berühmte Rabbinerschule in Eisenstadt im österreichischen Burgenland. Nach dem Studium der Philosophie und der orientalischen Sprachen an den Universitäten Wien, Budapest und Berlin promovierte er 1871 in Tübingen. Nachdem er als Rabbiner in Lauenburg und Gnesen/Posen tätig war, wurde er 1878 als orthodoxer Rabbiner der Israelitischen Gemeinde Frankfurt berufen. Damals hatten die Auseinandersetzungen zwischen den Liberalen und den Orthodoxen, die drohten aus der Gemeinde auszutreten und eine eigene Gemeinde zu gründen, ihren Höhepunkt erreicht. Der Gemeindevorstand wollte Markus Horovitz als Aufsichtsperson einer Ritualkommission berufen, um zu beweisen, dass die Interessen der Orthodoxen innerhalb der Gemeinde gewahrt würden. Auf diese Weise sollte das Ausscheiden der Orthodoxen unter Samson Raphael Hirsch und die Gründung einer eigenen Gemeinde, der Israelitischen Religionsgesellschaft, verhindert werden. Markus Horovitz trat die Stelle erst an, nachdem er den liberalen Gemeinderabbinern gleichgestellt und ihm die alleinige Aufsicht über die religionsgesetzlichen Einrichtungen der Gemeinde übertragen worden waren. Zudem musste eine neue, orthodoxe Gemeindesynagoge errichtet werden, da die Hauptsynagoge nach liberalem Ritus ausgerichtet war. Am 10. September 1882 wurde die neue Synagoge am Börneplatz eingeweiht. Horovitz erlangte als Gemeinderabbiner großes Ansehen und belebte das religiöse Gemeindeleben, so u.a. durch den Ausbau der bestehenden Religionsschule. Er bewies, dass in der Einheitsgemeinde ein Zusammenleben der verschiedenen jüdischen religiösen Strömungen unter strikter Wahrung orthodoxer Interessen möglich war und wurde so zur Symbolfigur der organisatorischen Einheit im Judentum. Er veröffentlichte zahlreiche Werke, so 1891 eine Sammlung talmudischer Gutachten unter dem Namen "Matte Levi" (Stütze Levis), das seine souveräne Kenntnis des talmudischen Rechts, insbesondere des Eherechts zeigt. Zu den historischen Arbeiten gehören "Frankfurter Rabbinen" (1882-1885), "Jüdische Ärzte in Frankfurt/M." (1886) sowie "Die Inschriften des alten Friedhofs der Israelitischen Gemeinde". Dieses im Jahre 1901 erschienene Werk verzeichnet die Grabsteine mit ihren Inschriften auf dem alten Friedhof Battonnstraße und ist besonders heute, nach der teilweisen Zerstörung des Friedhofs durch die Nationalsozialisten ein wichtiges historisches Dokument. Horovitz starb 1910 und wurde auf dem Friedhof Rat-Beil-Straße begraben.