Die Familie Kann ist ein Zweig der älteren Familie Haas. Über zwei Jahrhunderte (von etwa 1550 bis 1750) war sie die reichste und mächtigste Familie unter Frankfurts Jüdinnen und Juden. Vor allem durch weitläufige Geldgeschäfte, in erster Linie in Hoffaktordiensten bei den umliegenden hessischen Fürstenhäusern, war sie zum zeitweilig größten Vermögen in der Judengasse gekommen. In der jüdischen Gemeinde hatte sie wichtige Funktionen inne, sehr häufig wurden die Ämter eines Vorstehers oder eines Kastenherrn von einem ihrer Mitglieder besetzt. Aber auch als gelehrte Talmudisten und als Stifter von bedeutenden Summen zur Förderung des (Talmud-)Studiums kam die Familie zu Ansehen. Die Familiengeschichte der Kanns war allerdings nicht nur geprägt vom Aufstieg zu größtem Reichtum, vom Leben in Luxus und glänzender Haushaltung und schließlich von einer Macht innerhalb der jüdischen Gemeinde, die der von führenden Patriziern im christlichen Teil der Stadt vergleichbar ist. Es gehörte dazu vielmehr auch der größte Konkurs in der gesamten Zeit des Frankfurter Ghettos, der durch Zahlungsunfähigkeit verschiedener hochverschuldeter Fürsten ausgelöst wurde. Darüber hinaus sah sich die Familie Kann aber vor allem mit dem Neid und der Konkurrenz rivalisierender Familien innerhalb der jüdischen Gemeinde konfrontiert. Zunächst hatte die Familie Kann selbst versucht, andere Konkurrenten um die Macht auszuschalten. So kämpfte etwa Isaak Kann Ende des 17. Jahrhunderts gegen den mächtigen Hofjuden Abraham Drach. Andererseits wurde Mitte des 18. Jahrhunderts Bär Löb Isaak Kann selbst von Mitgliedern der Familie Kulp angegriffen und aus seiner beherrschenden Stellung in der jüdischen Gemeinde verdrängt. Diese Kämpfe sind als Drach-Kannsche Wirren und als Kulp-Kannsche Wirren in die Geschichte der Frankfurter Jüdinnen und Juden eingegangen. Durch letztere begann die Familie Kann um 1760 an Bedeutung zu verlieren.