Nehemias Brüll war von 1870-1891 Rabbiner der Israelitischen Gemeinde und gehörte zur jüdischen Reformbewegung. Brüll wurde 1843 in Mähren in eine Rabbinerfamilie geboren, sein Großvater war der berühmte schlesische Landesrabbiner Nehemias Trebitsch. Nach Studien in Prag und Wien promovierte er in Leipzig und trat sein erstes Amt als Rabbiner in Bisenz (Mähren) an. Als er 27-jährig von dort nach Frankfurt berufen wurde, war er bereits ein bedeutender judaistischer Gelehrter und anerkannter Hebraist. Brüll war in religiöser Hinsicht ein entschiedener Anhänger der Reformbewegung und sah in der Bibel, nicht im Talmud, die Grundlage des Judentums. In Frankfurt war er besonders auf dem Gebiet der Wissenschaft des Judentums tätig, so u.a. als Herausgeber der Jahrbücher für Jüdische Geschichte und Literatur. Im Jahre 1891 starb er im Alter von 48 Jahren und hinterließ eine große wissenschaftliche Bibliothek.