Josef Goldschmidt, genannt der "bescheidene Jude Joseph zum Goldenen Schwan", war der bedeutendste jüdische Geschäftsmann im 16. Jahrhundert. Er genoss das unbegrenzte Vertrauen des Frankfurter Rates, der sich für ihn verbürgte und gehörte zu den ganz wenigen Juden, die an den Geschäften der großen deutschen Finanzhäuser wie Fugger in Augsburg und Imhof in Nürnberg beteiligt waren. Zuerst war er als Makler der Imhof auf den Frankfurter Messen tätig. Bald vermittelte er vielen weltlichen und kirchlichen Fürsten die Aufnahme von Darlehen und die Anlage von Geldern. Der Zusammenbruch der süddeutschen Geschäftshäuser sowie die Unzuverlässigkeit seiner fürstlichen Schuldner führten zu seinem Sturz. Bereits im Jahre 1564 hatte Kaiser Maximilian dem Rat der Stadt befohlen, Josef für einige Zeit in Haft zu nehmen als Strafe dafür, dass er die ihm übertragenen Reichssteuern erst nach einem Jahr an den Rat abgeliefert hatte. Als er seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen konnte, wurde er 1567 auf Betreiben des Kurfürsten von der Pfalz verhaftet und beschuldigt, Schuldscheine gefälscht und Gelder unterschlagen zu haben. Er wurde seitdem der Siegeldieb genannt. Trotz wiederholter Verhöre, bei denen auch Foltermethoden angewandt wurden, beteuerte er seine Unschuld und bezeichnete seinen christlichen Schreiber als Fälscher. Im Juni 1568 wurde seine Geschäftsstube und sein Gewölbe, die sich anscheinend außerhalb der Judengasse befanden, durchsucht und versiegelt. Da auch der Frankfurter Rat von Josef Rückzahlungen zu fordern hatte, behielt man ihn in strengster Haft. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich ständig und am 20. Juni 1572 verstarb er im Spital.