Abraham aus Lissa amtierte in den Jahren 1759-1768 als Oberrabbiner in Frankfurt. Er trat sein Amt nach einer dreijährigen Vakanz an, bedingt durch die Uneinigkeit der Gemeinde in Folge der Kulp-Kann'schen Wirren. Er galt als "menschenfreundlicher und milder Mann", der die Unterstützung seiner Gemeinde genoss. Bekannt wurde er vor allem durch seine Entscheidung in der Streitfrage des "Clever Get". Hierbei handelte es sich um die Frage, ob eine vom Rabbiner in Cleve in einem kontroversen Fall ausgesprochene Ehescheidung als gültig anzuerkennen sei. Diese Frage führte unter den Rabbinern zu heftigen Auseinandersetzungen. Abraham Lissa entschied, dass die Scheidung ungültig sei, da der Ehemann geisteskrank war und daher keine Scheidung aussprechen könne. Vom Frankfurter Gemeindevorstand und dem Rabbinat gebilligt, stieß diese Entscheidung bei anderen anerkannten Rabbinern auf erbitterten Widerspruch, setzte sich letztlich in der rabbinischen Rechtssprechung jedoch als herrschende Meinung durch.