Programm Mapping Memories - Judengasse extended

13. - 30. April 2023, Museum Judengasse und An der Staufenmauer

10 Februar 2023 Tanja Neumann

Die Frankfurter Judengasse

Im ausgehenden Mittelalter wurden die Jüdinnen und Juden in Frankfurt gezwungen, in einen abgeschlossenen Bezirk entlang der mittelalterlichen Stadtmauer umzuziehen. Die Frankfurter Judengasse blieb mehr als 300 Jahre lang unverändert bestehen. Im 17. Jahrhundert wohnten knapp 3.000 Menschen in dem Ghetto, das sich zwischen der heutigen Konstablerwache und dem Börneplatz befand. Trotz des begrenzten Raums entwickelte sich die Judengasse zu einem der bedeutendsten Zentren jüdischen Lebens Europas.

Die Spuren des Ghettos sind heute weitestgehend aus dem Stadtbild verschwunden. Lediglich die Fundamente von fünf Häusern im Museum Judengasse zeugen von der jüdischen Geschichte der Frühen Neuzeit.

Mapping Memories

Das mehrtägige Festival „Mapping Memories“ kreist um die gewaltsam verdrängten Spuren der Judengasse aus dem öffentlichen Raum. In seinem Zentrum steht eine Pop-up-Ausstellung mit archäologischen Funden sowie eine künstlerische Intervention in die heutige Gestalt des historischen Orts. „Mapping Memories“ macht materielle wie immaterielle Erinnerungsspuren vor Ort sicht- und erfahrbar. Das Festival umfasst Performances, Installationen, eine digitale Rekonstruktion der Judengasse und verschiedene Erkundungen der jüdischen Geschichte vor Ort - mit Gesprächen, Workshops, der Entwicklung von Open Educational Ressources, Führungen und einer neuen Bespielung des Außenraums rund um das Museum Judengasse. Von der Konstablerwache über ein erhaltenes Kellergewölbe der Judengasse, das erstmals öffentlich zugänglich gemacht wird, bis hin zum Börneplatz erweitert "Mapping Memories" die Grenzen des Museums in den Stadtraum hinein und thematisiert die verdrängten Spuren der jüdischen Geschichte unter dem Pflaster des heutigen Stadtraums.

Storytelling digital und analog

Mit einer neuen Fassadengestaltung öffnet sich das Museum Judengasse zum Stadtraum hin. Große Abbildungen und kurze Texte erzählen von der Geschichte des Orts. Verweise auf das Online-Portal metahubfrankfurt.de laden Passantinnen und Passanten dazu ein, Objekte aus den Sammlungen des Jüdischen Museums, des Archäologischen Museums und des Historischen Museum Frankfurt zu betrachten und ihre Geschichte kennen zu lernen sowie sich in Informationen zu den Häusern der Judengasse und ihren Bewohner*innen zu vertiefen. Eine Rekonstruktion der Judengasse in Virtual Reality vermittelt einen Einblick in vergangene Zeiten und Welten.

METAhub Frankfurt

METAhub (Museum, Education, Theatre, Arts) ist ein Projekt des Jüdischen Museums Frankfurt, des Archäologischen Museums Frankfurt und des Künstlerhauses Mousonturm, das jüdische Geschichte in digitaler wie performativer Form in den Stadtraum trägt.

Das Projekt wird in Kooperation mit dem Node Verein für digitale Kultur durchgeführt und basiert auf einer neuartigen Form der Zusammenarbeit zwischen Museumsmacher*innen und Dramaturg*innen auf der einen und Medienkünstler*innen auf der anderen Seite. Eine erste Projektphase widmete sich dem materiellen wie immateriellen Erbe der Börneplatzsynagoge, die zweiten Projektphase setzt sich mit der Geschichte der Frankfurter Judengasse auseinander. Die Ergebnisse der transdisziplinären Zusammenarbeit werden in mehrtägigen Pop Up-Events und auf der Online-Plattform metahubfrankfurt.de präsentiert.

METAhub Frankfurt wird von der Kulturstiftung des Bundes, dem Kulturfonds Frankfurt RheinMain und dem Kulturdezernat der Stadt Frankfurt gefördert. Weitere Kooperationspartner des Projekts sind das Fritz Bauer Institut, die Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft Offenbach und das Haus der digitalen Medienbildung in Darmstadt.

Aktuelles zur Judengasse

14.-30. April 2023

Die Ausstellung bringt Funde, die 1987 am Börneplatz - einstmals der südliche Teil des Ghettos Judengasse - geborgen wurden, zurück an ihren Auffindungsort und präsentiert die laufenden Forschungen sowie neue Erkenntnisse zum Leben von Jüdinnen und Juden im frühneuzeitlichen Frankfurt. Das aus unterschiedlichen Kategorien zusammengesetzte archäologische Fundmaterial stammt sowohl aus den Kellern der Judengasse, als auch aus Grabenverläufen für die Wasserver- und -entsorgung.

Ort: Museum Judengasse

Kosten: 6 €, ermäßigt 3 € (Eintritt zum Museum Judengasse)

Öffnungszeiten: Di-So von 10-17.00 Uhr

Kuratorenführungen mit Dr. Thorsten Sonnemann:

Sa 15.04., Di 18.04., Do 20.04., Do 27.04., jeweils um 16.00 Uhr

Sa 22.04., Sa 29.04., jeweils um 15.00 Uhr

Neualtland

14.-30. April 2023

„Neualtland“ ist das Ergebnis einer einjährigen architektonischen und historiografischen Untersuchung von Meitar Tewel, einer israelisch-niederländischen Architektin und Forscherin. Das Projekt legt räumliche und kulturelle Schichten der jüdischen Stadtgeschichte von Frankfurt frei und konzentriert sich dabei auf das Stadtgefüge, das auf den Ruinen der Judengasse errichtet wurde. „Neualtland“ bezieht sich auf zwei scheinbar unverbundene Momente der lokalen Geschichte: die gewaltsam ausgegrenzte und unterdrückte, aber kulturell reiche und vielschichtige Kultur der historischen Judengasse und die Bürobauten an der Straße An der Staufenmauer, die in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem demselben Areal gebaut wurden. Beide Momente werden in einer architektonischen Intervention miteinander verbunden, die an die ehemalige Hauptsynagoge erinnert. Die Intervention wird sowohl in der Straße An der Staufenmauer wie auch in einem erhaltenen Kellergewölbe aus der Zeit der Judengasse unter der heutigen Hausnummer Nr. 11 präsentiert.

Der Titel des Projekts bezieht sich auf den Roman „Altneuland“ von Theodor Herzl und dreht dessen Narration um. Anstatt den Aufbau eines jüdischen Gemeinwesens auf außereuropäischem Boden zu beschreiben, nimmt „Neualtland“ Tiefenbohrungen an einem der Orte mit der längsten jüdischen Geschichte Europas vor: der Frankfurter Judengasse.

Ort: An der Staufenmauer 11, Keller

Eintritt: frei, ohne Anmeldung

Öffnungszeiten: Di-So von 15-19.00 Uhr, geschlossen am 22.04.

Bitte beachten Sie: Der Keller ist nur über eine Treppe zugänglich.

Veranstaltungen

Eröffnung

Abendveranstaltungen

Künstlerische Positionen

Workshops

Führungen

Finissage

14.00 Uhr Begrüßung

Prof. Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums