Der Vorbeter oder Vorsänger, im Hebräischen Chasan genannt, leitet den Gottesdienst in der Synagoge und trägt bestimmte Gebete laut oder mit Gesang vor. Ursprünglich wurde dies von den Teilnehmern des Gottesdienstes selbst ausgeübt. Als sich jedoch die Liturgie ausweitete und besondere Kenntnisse nötig wurden, entwickelte sich das Vorbeten zum eigenständigen Beruf. Später trat dann das Vorbeten hinter dem Gesang zurück, und der Vorbeter entwickelte sich immer mehr zum Vorsänger, zum "Kantor". Der Vorbeter war ein niederer Angestellter der Jüdischen Gemeinde. Ende des 17. Jahrhunderts lebten fünf Vorsänger in der Judengasse. Manchmal dienten sie gleichzeitig als Schulklepper. Da der Vorbeter die Gemeinde beim Gebet vertreten sollte, wurde ihm ein besonders untadeliges Verhalten abverlangt. Bereits im Jahr 1628 wurde eine Dienstordnung für die Vorbeter erstellt, die ihnen große Beschränkungen auferlegte. So wurde von ihnen verlangt, "daß sie sich von Frauengesellschaft völlig fernhalten, nicht spielen, außer Schach und Dame, und vermeiden, häufig aus der Gasse zu gehen".