Ludwig Börne

Einer der Berühmtesten Schriftsteller Frankfurts

23 Juni 2022 Maischa Gelhard

Das Leben des Ludwig Börne

Ungefähr an der Stelle, an der sich mittlerweile die Kreuzung der Kurt-Schumacher-Straße und Battonnstraße befindet, stand das Geburtshaus Ludwig Börnes. 1786 wird er in Frankfurt geboren, in der Judengasse 118 unter dem Namen Juda Löb Baruch.

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Er studierte zunächst Medizin in Halle, Philosophie und Rechtswissenschaften in Heidelberg und musste wegen angehäufter Schulden nach Gießen wechseln, wo er 1807 promoviert wurde. Anschließend kehrte er nach Frankfurt zurück und begann als Schriftsteller zu arbeiten, was vor allem durch die 1806 nach der Französischen Revolution eingeführte Gleichberechtigung aller Konfessionen möglich war.

Der für Jüdinnen und Juden bestehende Ghettozwang und die für sie geltende Zahlung von Sonderausgaben wurde 1811 vollständig durch die erlassene Höchste Verordnung, die bürgerliche Rechtsgleichheit der Judengemeinde zu Frankfurt betreffend über den von Napoleon den I. eingesetzten Großherzog von Frankfurt namens Carl Theodor von Dalberg aufgehoben. Allerdings mussten, um die Verordnung rechtens werden zu lassen, 440.000 Gulden durch die jüdische Gemeinde entrichtet werden. 

Diese Verordnung ermöglichte es Ludwig Börne ab 1811 eine Verwaltungsstelle in der Oberpolizeidirektion zu bekleiden. Doch im Zuge der Wiederherstellung Frankfurts als Freie Stadt im Jahr 1816 wurden die Bürgerrechte allen Jüdinnen und Juden wieder entzogen, wenn auch der Ghettozwang aufgehoben blieb. Die Änderung hatte zur Folge, dass Juda Löb Baruch aus dem Staatsdienst entlassen wurde. Weil er dies nicht ohne weiteres hinnehmen wollte, zog er vor Gericht und erstritt sich ein jährliches Ruhegehalt von 400 Gulden.

Um der fortwährenden Diskriminierung zu entgehen und ungehinderter seine schriftstellerischen Tätigkeiten voranzutreiben, änderte er 1818 seinen Namen in Carl Ludwig Börne und ließ sich am 5. Juni evangelisch taufen. Trotz dieses Schritts blieben ihm weiter Zugänge in das Bürgertum Frankfurts verwehrt, wie die Aufnahme in die Frankfurter Lesegesellschaft. Zu dem Zeitpunkt seiner Umbenennung hatte er bereits begonnen, das politische Blatt Die Wage. Eine Zeitschrift für Bürgerleben, Wissenschaft und Kunst zu publizieren.

So schrieb er 1821 in einer in Der Wage veröffentlichten Literaturkritik mit dem Titel Der ewige Jude:

„In Frankfurt, wo ich wohne, ist das Wort Jude der unzertrennliche Schatten aller Begebenheiten, aller Verhältnisse, aller Gespräche, jeder Lust und jeder Verdrießlichkeit. […] Der Judenhaß ist einer der pontinischen Sümpfe, welche das schöne Frühlingsland unsrer Freiheit verpesten. Man sieht die hoffnungsvollsten Freunde des Vaterlandes mit bleichen Gesichtern krank umherwandeln.“

Zudem übernahm er 1819 die Herausgabe des Blattes Zeitschwingen und redigierte von Januar bis Juli die Zeitung der freyen Stadt Frankfurt. Doch durch die im September 1819 erlassenen Karlsbader Beschlüsse und der darin festgehaltenen Einschränkung der Pressefreiheit wurde es für Ludwig Börne zunehmend schwieriger seine Schriften, in denen er allgemeingültige Grundrechte forderte, nationale Einheit, die etablierte preußische Herrschaft kritisierte, sich gegen Antisemitismus aussprach und -wenn auch im humoristischen Stil- Ideen aus der französischen Revolution propagierte, zu publizieren. Im Oktober 1819 reiste er das erste Mal nach Paris, um der beginnenden Verfolgung der als Demagogen bezeichneten Schriftsteller zu entfliehen. Als er im März 1820 nach Frankfurt zurückkehrte, wurde er für zwei Wochen wegen der 'Verbreitung aufrührerischer Schriften' in der Hauptwache Frankfurt arretiert. Dies hatte zur Folge, dass er 1821 nach Stuttgart zog und die vier letzten Hefte von der Zeitschrift Die Wage erschienen. Vor allem wegen seiner Arbeit als Publizist und Journalist gilt Börne heute als Wegbereiter des Feuilletons.

Mit Jeanette Wohl, welche er 1817 in Frankfurt kennen lernte und die neben der Unterstützung seiner Arbeiten auf seinen vielen Reisen stets den Kontakt zu dem Leben in Frankfurt über ihre Freundschaft erhielt, reiste er 1822 das zweite Mal nach Paris. Er blieb dort bis zum Jahr 1824, kehrte dann nach Frankfurt zurück und trat wegen eines Lungenleidens einen Kuraufenthalt an, der nur durch kurze Unterbrechungen bis 1826 andauerte.

1827 siedelte er wieder um nach Frankfurt und traf dort auf den Schriftsteller Heinrich Heine, welcher über die erste Begegnung mit Ludwig Börne folgendes festzuhalten wusste: 

„Er klagte sogar über seine Gesundheit, d.h. er klagte, er werde täglich gesünder und mit der zunehmenden Gesundheit schwänden seine geistigen Fähigkeiten. »Ich bin zu gesund und kann nichts mehr schreiben«, klagte er im Scherz“. 

Beide verband ein ambivalentes Verhältnis, welches sich zugleich in der Beurteilung des Lebensstils durch den jeweils anderen wie durch die unterschiedliche Auffassung von Philosophie und die nuanciert verschiedenen politischen Einstellungen, vor allem die unterschiedliche Bewertung der Julirevolution in Frankreich, zeigt. Letzteres führte bei ihrem Wiedersehen 1831 in Paris zur Entfremdung.

Über Heinrich Heine kam Ludwig Börne mit dem Verleger Julius Campe in Kontakt. Dieser publizierte bis 1834 zusammen mit Börne dessen Gesammelte Schriften in acht Bänden und wurde neben Johann Friedrich Cotta, welcher bereits seit 1817 mit Börne zusammenarbeitete, einer seiner Unterstützer.

Vor seiner endgültigen Übersiedlung nach Frankreich 1830 lernte er 1828 auf seiner Berlinreise Felix Mendelssohn-Bartholdy, Rahel Varnhagen, Alexander von Humboldt wie weitere sich in dem Kreis bewegenden Künstlerinnen und Künstler wie Schriftstellerinnen und Schriftsteller kennen und musste wegen fortschreitender Krankheit erneut einen Kuraufenthalt antreten.

Begeistert von der Julirevolution in Frankreich ließ er sich 1830 in Paris nieder. Seine journalistische und schriftstellerische Tätigkeit trieb er weiter voran. So unterstütze ihn Jeanette Wohl maßgeblich bei der Herausgabe seines Hauptwerks, den Briefen aus Paris, welche 1833 direkt nach ihrem Erscheinen in Deutschland verboten wurden.

1832 reiste Ludwig Börne im Mai nach Deutschland, um an dem Hambacher Fest als geladener Ehrengast teilzunehmen. Jeanette Wohl, die 1832 den in Frankfurt lebenden Kaufmann Salomon Strauss heiratete, siedelte mit ihrem Ehemann 1833 nach Paris über. Dort lebten sie von nun an zu dritt in einem gemeinsamen Haushalt. Durch das voranschreitende Lungenleiden war Ludwig Börne auf Unterstützung angewiesen und seine schriftstellerischen Tätigkeiten nahmen ab. Am 12. Februar 1837 starb er in Paris an einem Lungenleiden, Jeanette Strauss-Wohl erbte seinen gesamten Nachlass, den sie zusammen mit ihrem Mann von 1844 bis 1850 herausgab.

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Wegen Baufälligkeit wurde 1884 und 1885 die Ostseite der Judengasse mit Ausnahme des Rothschildhauses abgerissen, unter anderem auch das Geburtshaus Ludwig Börnes. Im Februar 1885 beschloss der Magistrat der Stadt Frankfurt die Judengasse in Börnestraße umzubenennen und den am Südende gelegenen Judenmarkt in Börneplatz. 1882 wurde auf letzterem die Börneplatzsynagoge errichtet, welche in den Novemberpogromen 1938 zerstört wurde. Teile der Synagoge finden sich verbaut in der an den Börneplatz grenzenden Friedhofsmauer, welche zum 11.850 m2 großen und seit 1180 bestehenden Alten jüdischen Friedhof an der heutigen Battonnstraße gehört.

Der von den Nationalsozialisten gegründete Straßenumbenennungsausschuss beantragte 1935 bei der Stadt Frankfurt, den Börneplatz in Dominikanerplatz und die Börnestraße in Großer Wollgraben umzubenennen. Erst 1978 erhielt der Börneplatz seinen früheren Namen zurück. Die Börnestraße wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder aufgebaut, lediglich der Verlauf der Straße An der Staufenmauer nahe der Konstablerwache erinnert an ihren Verlauf.

Programm Mapping Memories - Ver(antw)ortung Börneplatz

Als Teil des Kooperationsprojekts METAhub Frankfurt wurde zum ersten Mal der 1938 zerstörte Tora-Schrein innerhalb der Ausstellung Ver(antw)ortung Börneplatz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und temporär auf den Börneplatz zurückgeführt.