Die biblische Gesetzgebung, die im Talmud eingehend erläutert wird, umfasst auch sehr ausführliche Vorschriften zur alltäglichen Lebensführung der Einzelnen. Die Speise- und Reinheitsgesetze, die als göttliches Gebot von den Jüdinnen und Juden im Mittelalter strengstens eingehalten wurden, hatten positive Auswirkungen auf die Hygiene. Die Speisegesetze sicherten einwandfreie Nahrungsmittel und lieferten detaillierte Vorschriften im Umgang mit Krankheiten. Die Isolierung ansteckender Kranker und die Desinfektion der von ihnen berührten Gegenstände verringerten beispielsweise die Ausbreitung von Seuchen. Die strengen Regeln des Sexuallebens und der vorgeschriebene Besuch des Ritualbades, der Mikwah, förderten ebenso die Hygiene wie das Gebot der Beschneidung und die Vorschriften der Säuglingsfürsorge. Außerdem bestand immer eine medizinische Versorgung durch jüdische Ärzte. Im Falle von Lebensgefahr dürfen religiöse Vorschriften gebrochen werden, wie etwa die Speisegesetze oder der Schabbat. Dies verdeutlicht den hohen Stellenwert, den die Erhaltung der Gesundheit im Judentum einnimmt, und bildet die Grundlage dafür, dass der Stand der Hygiene bei den Jüdinnen und Juden im Allgemeinen wesentlich höher lag als bei ihren christlichen Nachbar*innen. Als der "Schwarze Tod", eine Pestseuche, zwischen 1347-1350 in Europa wütete und ca. ein Drittel der Bevölkerung hinwegraffte, wurden die Jüdinnen und Juden beschuldigt, die Brunnen vergiftet zu haben. Dies, obwohl sie aus den gleichen Brunnen und Quellen tranken und ebenso Opfer der Seuche wurden. Die Verleumdung der Jüdinnen und Juden führte mit den zunehmenden verheerenden Auswirkungen der Seuche zur Ermordung der Jüdinnen und Juden in den Jüdischen Gemeinden Mitteleuropas, so auch in Frankfurt im Pogrom von 1349. An die 300 jüdische Gemeinden wurden damals in Deutschland vollständig vernichtet. Später gab es immer wieder kleinere Pestwellen, die auch in der Frankfurter Judengasse Opfer forderten.