Die Familie Reiß, deren Familienmitglieder sich auch Reuß, Reis, Reis-Bing, Bing, Dajan und Ellissen nannten, bezog ihren Namen von ihrem Stammhaus Reuse. Sie stammte von dem seit ca. 1550 in Frankfurt ansässigen Moche von Bingen zur Kanne und Reuse ab und teilte sich im 17. Jahrhundert in drei verschiedene Zweige. Die Reiß-Bing, Bing genannt, wohnten bis zuletzt im Haus zur Reuse. Die anderen beiden Zweige leiteten sich von den Söhnen des Gemeindevorstehers Mosche zur Reuse ab. Das Stammhaus des zweiten Zweiges war das benachbarte Haus Springbrunnen. Dieser nannte sich Ellissen oder Dajan, nach der hebräischen Bezeichnung für rabbinische Richter, einer religiösen Funktion, die zahlreiche männliche Familienmitglieder als Ehrenamt bekleideten. Zu diesem Familienzweig gehörte auch Löb Elias Reiß, der Mitte des 18. Jahrhunderts zu den höchstbesteuerten Jüdinnen und Juden zählte. Er stiftete die ansehnliche Summe von 28.000 Gulden für ein jüdisches Lehrhaus mit Synagoge, das sich bis zum Jahre 1883 im Haus zum Weißen Schwan und Riesen befand, dann ins Ostend umzog. Viele Familienmitglieder waren Gemeindevorsteher und sehr wohlhabend. Der dritte Zweig hatte sein Stammhaus in der Sonne. Sie waren in der Regel wohlhabende Händler und Wechselmakler. Diesem Zweig gehörte auch der im Jahre 1734 geborene Seidenhändler Elias Löb Reiß an, der als Hoffaktor des Herzogs von Weimar-Eisenach tätig war. Goethe versuchte vergeblich, ihm einen Sonntagspaß zu besorgen. Damit hätte er an Sonntagen, an denen die Jüdinnen und Juden in der Judengasse eingesperrt wurden, die Gasse verlassen dürfen.