Die Familie Haas, auch Gerotwohl genannt, ist vielleicht die wichtigste Familie in der 350-jährigen Geschichte der Frankfurter Judengasse. Das kann man sagen, sofern man jene weitreichenden Verwandtschaftszweige mit hinzunimmt, die aus ihr hervorgegangen sind, sich später aber andere Namen zulegten, nämlich Schuh, Kann, Stern und Beer. Der Stammvater dieser großen Sippe war Salomon zum Hasen, der zuerst im Jahre 1530 genannt wird. Wahrscheinlich stammte er nicht aus Frankfurt. Er heiratete eine Tochter des reichen Beer zum Buchsbaum, mit dem er gemeinsam eine Tuchhandlung betrieb. Salomon war selbst sehr vermögend: 1556 versteuerte er den damals sehr erheblichen Betrag von 10100 Gulden. Den Beinamen "zum Hasen" erhielt er nach seinem Wohnhaus, dem Roten Hasen, das 1533 gegen eine Zahlung von 100 Gulden für ihn erbaut worden war. Nach seinem Tod wurden Grundstück und Haus mehrfach aufgeteilt und umgebaut; dabei wurde der Rote Hase zum mutmaßlich kleinsten Haus in der Judengasse. Salomons zahlreichen Nachkommen, gerade auch jene, die einen anderen Namen angenommen hatten wie die Kanns, hatten in der Judengasse über Generationen hinweg eine beherrschende Stellung inne. Hinsichtlich des Reichtums und Ansehens gehörten sie meist zur Spitze der Frankfurter Jüdinnen und Juden, teilweise sogar bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein. Auch hatten sie oft in der jüdischen Gemeindeverwaltung die führenden Ämter besetzt.