Der Gassenbrand von 1721

Am 28. Januar 1721 brach erneut ein Brand in der Judengasse aus, die nach dem Brand von 1711 gerade neu erbaut worden war. Das Feuer entstand im Hinteren Vogelsang, in der Wohnung des Baumeisters Moses Elkan, und breitete sich sehr schnell in der nördlichen Judengasse aus. Innerhalb von elf Stunden brannte der gesamte nördliche Teil der Gasse bis zum Haus Drachen nieder. An die hundert Häuser wurden zerstört, nur die massiv gebaute Synagoge blieb erhalten. Bei den Rettungsarbeiten wurden die Häuser des Südteils von zahlreichen christlichen Bewohner*innen geplündert, so dass kaum ein Haus unbeschädigt blieb. Die Jüdinnen und Juden forderten vom Rat der Stadt einen Erlass der Gemeindeabgaben, da sie durch das Feuer und die Plünderungen schwer geschädigt worden seien. "Aber sie haben", so klagten sie in ihrer Eingabe, "den in den salvierten Häusern gelassenen Hausrat gestohlen, auch Öfen, Feuer und Dächer, sogar auch Viktualien. Wein und das liebe Mehl blieben nicht verschont". Durch Vermittlung des kaiserlichen Oberhoffaktors Samson Wertheimer wandten sie sich um Unterstützung an den Kaiser Karl VI. in Wien. Dieser tadelte den Rat der Stadt wegen seiner nachgiebigen Haltung gegenüber den Plündernden und empfahl, die Juden vor dem Drängen ihrer Gläubiger zu schützen. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass der Rat der Stadt der Jüdischen Gemeinde Geld schuldete, erzielte man nach langen Verhandlungen einen Vergleich über die zu zahlenden Gemeindesteuern. In Folge der Verarmung und der schwierigen Kreditverhältnisse ging diesmal der Wiederaufbau der Judengasse nur langsam voran. Noch im Jahre 1750 konnten fast 25% der Gemeindemitglieder die Steuern nicht zahlen oder lebten von Unterstützung. Die jüdischen Bewohner*innen, die sich bei den Christinnen und Christen außerhalb der Gasse eingemietet hatten, mussten in das Ghetto zurückkehren, noch bevor alle Brandstätten wieder bebaut waren. Im Jahre 1729 zwang der Rat der Stadt endgültig die letzten noch in der Stadt wohnenden 45 jüdischen Familien in die Gasse zurückzukehren, obwohl die christlichen Hauswirte sich dagegen aussprachen. Ebenso wie beim vorhergehenden Brand von 1711 sahen die Jüdinnen und Juden auch diesen Brand als Strafe Gottes an. Der Rabbiner ermahnte die Gemeinde Buße zu tun, um weiteren göttlichen Strafgerichten zu entgehen.