Am 14. Januar 1711, einem Mittwoch, brach abends gegen 8 Uhr ein Feuer in der Judengasse aus, bei dem innerhalb von 24 Stunden bis auf eines alle Häuser in der Gasse verbrannten. Die Enge der Gasse, die vielen Überhänge, ein starker Wind, der Mangel an Wasser und die Kopflosigkeit der jüdischen Bewohner*innen begünstigten das rasche Ausbreiten des Feuers, das in der Wohnung des Oberrabbiners Naphtali Cohen begonnen hatte. Aus berechtigter Angst vor Plünderungen wurden die Tore zur Judengasse lange Zeit verschlossen gehalten. Nachdem die christlichen Bewohner*innen gewaltsam in die Gasse eingedrungen waren, gelang es ihnen jedoch auch nicht, das starke Feuer zu löschen. Vier jüdische Menschen kamen im Feuer um, die meisten verloren ihren gesamten Besitz. Kostbare Bücher, Handschriften und Gesetzesrollen, so die wertvolle Bibliothek des Rabbiners, verbrannten. Der Mönchsturm, ein mit Pulver und Munition aller Art angefüllter Festungsturm an der Ostseite der Judengasse, wurde von dem Feuer verschont, ebenso die christlichen Häuser in der Nähe der Gasse. Da der Wind sich mittlerweile gedreht hatte, sahen die christlichen Theologen darin ein Wunder, den "Finger Gottes". Nach dem Brand durften die Jüdinnen und Juden übergangsweise in den christlichen Häusern zur Miete wohnen. Die Ärmeren, die sich die hohen Mietpreise in Frankfurt nicht leisten konnten, mussten nach Hanau, Offenbach, Rödelheim und in andere Orte der Umgebung ziehen. Jüdinnen und Juden, die ohne Stättigkeit in der Gasse gewohnt hatten, wurden ausgewiesen. In der Gemeinde breitete sich eine asketische Stimmung aus. Die Vorsteher der Gemeinde untersagten für 14 Jahre alle Komödienaufführungen und Spiele, mit Ausnahme des Schachspiels. Bußgebete und -lieder wurden verfasst und der Tag des Brandes, nach jüdischem Kalender der 24. Teweth, wurde zum Buß- und Fasttag erklärt. Nach dem Brand erließ der Rat der Stadt für den Wiederaufbau der Gasse eine detaillierte Bauordnung. Für jedes Haus, das wiederaufgebaut werden sollte, musste eine genaue Bauzeichnung vorgelegt werden. Die meisten dieser Bauzeichnungen sind in Baubüchern erhalten geblieben und dienten dem Jüdischen Museum als Grundlage zur Rekonstruktion der Judengasse und ihrer einzelnen Häuser.