Carl Theodor von Dalberg (1744-1817) war zunächst Stellvertreter und kurz vor der Auflösung des alten Deutschen Reiches im Jahre 1806 noch selbst Erzbischof von Mainz. Dalberg war gegenüber dem Ideen der Aufklärung sehr aufgeschlossen, so dass Napoleon Interesse an ihm hatte und ihn 1806 zum Fürstprimas und 1810 zum Großherzog von Frankfurt machte. Das Großherzogtum Frankfurt war eine Konstruktion Napoleons. Er hatte es zu Beginn des 19. Jahrhunderts geschaffen, als er Deutschland besetzte und das Land territorial und politisch völlig neu ordnete. Das Großherzogtum Frankfurt, dessen Oberhaupt Dalberg wurde, erstreckte sich im Norden bis nach Fulda. In diesem Gebiet sollte Dalberg Reformen im Sinne der Französischen Revolution durchführen. So kam es gerade in Frankfurt, der ehemaligen alten Reichsstadt, zu einer beachtlichen Modernisierung der Verwaltung, des politischen Systems und der Rechtssprechung. Dabei kamen vor allem auch die Emanzipationsbestrebungen der Frankfurter Jüdinnen und Juden weit voran. 1811 erreichten diese unter Dalberg die völlige Gleichberechtigung. Dafür hatten sie dem Großherzog allerdings die damals sehr hohe Summe von 440.000 Gulden zu bezahlen. Tilgung und Zinsen belastete die Jüdische Gemeinde noch fünfzig Jahre später. Die neu errungene Freiheit sollte jedoch zunächst nur zwei Jahre dauern. Als Napoleon 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig geschlagen wurde, musste auch der von ihm eingesetzte und politisch gestützte Dalberg abdanken. Dieser zog sich nach Regensburg zurück, wo er 1817 starb. In Frankfurt wurde die alte bürgerliche Stadtregierung wiedereingesetzt. Sie nahm einen großen Teil der Reformen, die Dalberg durchgeführt hatte, wieder zurück, darunter auch die Gleichstellung der jüdischen Bevölkerung.