Wechsler

12 April 2023

In den Visitationslisten, in denen unter anderem die Berufe der Frankfurter Jüdinnen und Juden registrierten wurden, ist kein Beruf so oft genannt, wie der des Wechslers. Wechsler hatten einerseits die Aufgabe, die Wertverhältnisse der vielen verschiedenen Geldsorten, die in Deutschland infolge der Zersplitterung in viele kleine Territorien im Umlauf waren, festzustellen und gegen eine entsprechende Gebühr umzutauschen. Sie waren also eine Art Devisenhändler. Vor allem im 16. und 17. Jahrhundert war die Situation im Münzhandel sehr verworren. Sogenanntes "schlechtes Geld", das waren Münzen, deren Edelmetallfeingehalt geringer war als der Nennwert, überschwemmte den Geldmarkt und führte zu Unsicherheiten im Handel und zu Preissteigerungen. Als Zentrum des internationalen Warenverkehrs war die Messestadt Frankfurt von diesen Problemen besonders betroffen. Juden, für die das Geld- und Kreditgeschäft schon früh zu einem Hauptbetätigungsfeld geworden war, galten in dieser Zeit als die besten Kenner der unübersichtlich gewordenen Geldverhältnisse. Der Begriff "Wechsel" stand jedoch auch für das gleichnamige Wertpapier. Der freie Handel mit diesem Papier, der seit dem 16. Jahrhundert üblich geworden war und der zugleich ein Kreditmittel und eine Form der bargeldlosen Zahlung ist, hat sich geschichtlich aus dem Geldwechselgeschäft entwickelt. Beides blieb lange Zeit eng miteinander verbunden, und so lässt sich nicht immer klar entscheiden, welche der Aktivitäten bei der Bezeichnung Wechsler oder Wechselmakler dominierte. Angesichts der häufigen Nennung von jüdischen Wechslern darf man nicht verkennen, dass es auch viele Christen gegeben hat, die diesem Beruf nachgingen.