Ein Blick in die Visitationslisten von 1694 und 1703 zeigt, dass die jüdische Bevölkerung Frankfurts mit sehr vielen der damals üblichen Waren handelten. Dies, obwohl die Christen sich schon im Mittelalter bemüht hatten, sie aus dem Warenhandel hinauszudrängen und auf das Geldgeschäft zu beschränken. Wie bei der handwerklichen Güterproduktion, wo die jüdische Bevölkerung tatsächlich nie Fuß fassen konnten, haben die Christen auch beim Warenhandel versucht, sie aus Konkurrenzgründen mittels einschränkender Bestimmungen in den Stättigkeitsordnungen fernzuhalten. Dennoch fanden Jüdinnen und Juden seit dem Ende des 16. Jahrhunderts verstärkt Möglichkeiten, sich als Warenhändler*innen zu betätigen. Ihre Handelstätigkeit entwickelte sich zum Teil aus der Pfandleihe. Andererseits boten die großen Frankfurter Messen Möglichkeiten, im großem Stil mit Waren zu handeln. Während der Messezeit wurden alle sonst üblichen Handelsbeschränkungen aufgehoben, die für alle Nicht-Bürger*innen und Ortsfremde, also auch für Jüdinnen und Juden galten. So hatte sich seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert trotz aller Behinderungen der Warenhandel der Jüdinnen und Juden stark entwickelt. Waren die meisten auf dem Niveau des kleinen Krämers oder Hausierers stehengeblieben, so hatten doch einige jüdische Händler*innen, z.B. die Oppenheims, bedeutende Warenhandlungen errichtet. Zeitweise hatte jüdische Bevölkerung Frankfurts sogar bestimmte und oft gerade die gewinnträchtigen Handelszweige, etwa den Handel mit Edelsteinen und Edelmetallen, ganz in ihre Hand zu bringen vermocht, so auch den Pferdehandel.