Den Visitationslisten von 1694 und 1703 zufolge existierten in der Judengasse zahlreiche Geschäfte mit den verschiedensten Tuch- und Leinwandarten. Tuche und Leinwand zählten schon früh zu den wichtigsten Handelsgütern der seit 1240 durchgeführten Frankfurter Messen. Leinwand benötigte man für Bettbezüge, Tischdecken, Handtücher, später auch für Unterwäsche, also eher für Gegenstände des alltäglichen Lebens. Bei den Tuchen – dem Rohstoff für Kleidung – gab es große Qualitätsunterschiede. Nicht zuletzt durch Wandlungen in der Mode, aber auch durch das Auftreten kapitalstarker Großkaufleute konnten deshalb die feineren englischen und niederländischen Tuche seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert die gröberen Sorten der hessisch-mittelrheinischen Wollweber praktisch ganz vom Messemarkt verdrängen. Die Jüdinnen und Juden hatten an diesem Handelszweig großen Anteil. So betrieb beispielsweise schon im frühen 16. Jahrhundert die Familie Buchsbaum eine Tuchhandlung. Auch hier wie in anderen Geschäftszweigen versuchte man allerdings aus Konkurrenzgründen den freien Handel der Jüdinnen und Juden möglichst zu behindern. Um den Handel mit den Endabnehmern den kleinen christlichen Krämern vorzubehalten, war es ihnen nach der Stättigkeit von 1616 z.B. nicht erlaubt, kleine Mengen Stoffs zu verkaufen; sie sollten nur ballenweise handeln. Trotz Protesten der christlichen Kaufleute wurden solche Handelsbeschränkungen wie auch in anderen Branchen in der Praxis nicht strikt befolgt.