Die Rabbinische Literatur nimmt ihren Ausgang von der Thora, den Fünf Bücher Mose, einem Teil der Bibel, und ist durch die stete Ausgestaltung und Fortbildung der Heiligen Schriften entstanden. Gemäß der Auffassung des orthodoxen Judentums sind die Weisen die legitimen Interpreten der von Gott gegebenen Lehre, wie sie Moses auf dem Berg Sinai bereits offenbart wurde. Sie deuten und entfalten die Aussagen der Bibel. Sie sind Glieder in einer Kette, deren Wurzel und erstes Teil die Thora ist. Im Mittelalter schufen die Rabbiner auf der Grundlage der Bibel und des Talmuds eine umfassende Literatur, in der sie sich mit diesen Werken immer wieder kommentierten auseinandersetzten. Dazu gehören übersichtliche Zusammenfassungen der talmudischen Regeln, wie das grundlegende Werk von Josef Karo, Schulchan Aruch, d.h. gedeckter Tisch, das 1564/65 erstmalig in Venedig gedruckt wurde. Nach Ergänzungen von Moses Isserles wurde der Schulchan Aruch zum autoritativen Gesetzeskodex des orthodoxen Judentums. Ebenso sind die Kommentare, Responsen, Sittenbücher, Briefe, Predigten und Gebetbücher Teil der rabbinischen Literatur. Erst nach der Aufklärung und der Emanzipation der Jüdinnen und Juden entstand mit der jüdischen Reformbewegung auch eine geistige Strömung, die zwischen Bibel und rabbinischer Literatur zu unterscheiden suchte.