In den um 1700 entstandenen Visitationslisten werden in der Judengasse zahlreiche Händler*innen mit Pelzen, Häuten und Fellen erwähnt. Die Jüdinnen und Juden waren demnach an einem Handels- und Gewerbezweig beteiligt, der seit dem Mittelalter in Frankfurt immer wieder eine wichtige Rolle gespielt hat. Die Frankfurter Messe war damals ein wichtiger Umschlagplatz für Pelze; auch heute ist die Stadt noch oder wieder ein Zentrum des Pelzhandels. Häute und Felle waren damals ebenfalls bedeutende Handelsgüter. Häute waren der Rohstoff für die Gerber zur Herstellung von Leder, das an das lederverarbeitende Gewerbe wie den Schustern weiterverkauft wurde. Felle hingegen sind der Rohstoff für das Kürschnergewerbe. Felle und Häute wurden häufig bei den einheimischen christlichen und jüdischen Metzgern erworben. Dieser Handel wurde durch strenge und detaillierte Zunftvorschriften geregelt, um die Rohstoffzufuhr für die einzelnen Gewerbezweige zu sichern. Solche Vorschriften galten allerdings nicht zur Messezeit, wo alle Handelsbeschränkungen aufgehoben wurden. Während der Messe wurde in großem Stil mit diesen Stoffen gehandelt, nicht nur innerhalb der Stadt, sondern vor allem auch überregional. So wurde Frankfurt zum Beispiel im 17. Jahrhundert ein Zentrum des Zwischenhandels für ungarische Ochsenhäute zum Weiterverkauf an den Niederrhein. An diesem offenbar ebenso gewinn- wie risikoträchtigen Geschäft haben sich auch Juden beteiligt.