Lebensmittelhandel

12 April 2023

In der Judengasse wohnten bis zu 3000 Menschen, die sich mit Lebensmitteln versorgen mussten. Einen Teil ihres Bedarfs haben die Jüdinnen und Juden offenbar auf dem städtischen Markt außerhalb der Gasse gedeckt. Aber man findet auch innerhalb der Gasse zahlreiche Händler*innen, die die verschiedensten Nahrungsmittel anboten. Viele davon haben offenbar nur in kleinem Umfang als sogenannte "Hocken" gehandelt. Das Wort kommt vom Hocken auf niedrigen Stühlen vor einem Tischchen mit den Waren am Straßenrand. Viele Frauen übten diese Betätigung aus. Überliefert ist die Tätigkeit der Hockin Reyle im frühen 16. Jahrhundert. Zahlreiche Händler boten Brot an, häufig in Kombination mit anderen Lebensmitteln wie Käse oder Mineralwasser. Auch der Verkauf von Heringen lässt sich nachweisen. Alkoholische Getränke wie Wein, Bier und Branntwein waren in der Judengasse ebenfalls zu erwerben. Für Spezialitäten sorgten unter anderem Honigbäcker, obwohl das Bäckerhandwerk sich aufgrund des Drucks der christlichen Bäckerzunft in der Judengasse nicht stark entwickelte. Dagegen ist in der Judengasse das Metzgerhandwerk und der Handel mit Fleisch in größerem Umfang betrieben worden. Hier musste man den Jüdinnen und Juden wegen der rituellen Speisevorschriften eine weitgehende Selbstversorgung zugestehen. Andere Händler*innen hatten sich auf bestimmte Produkte spezialisiert, so etwa auf Öl und Fett oder auf hochwertige Güter wie Gewürze, die sie auch außerhalb der Gasse verkauften.