Joseph Süß Oppenheimer

12 April 2023

1690-1738

Joseph Süß Oppenheimer ist unter dem Namen Jud Süß als der berühmteste und umstrittener Finanzier und Hoffaktor in die Geschichte eingegangen. Er wurde um 1690 in Heidelberg als Sohn des Steuereinnehmers der pfälzischen Landjudenschaft Süßkind geboren und gehörte der bekannten Frankfurter Familie Oppenheimer an. Er begann seine geschäftliche Tätigkeit in der Pfalz, in Hessen und in Köln, wo er sich als Pächter des Stempelpapiers, als Münzmeister und Hoflieferant, aber auch als Juwelenhändler und Geldverleiher einen Namen machte. Im Jahre 1732 machte ihn Prinz Karl Alexander von Württemberg zu seinem Hoffaktor. Als Karl Alexander ein Jahr später die Regierung in Württemberg antrat, übertrug er Jud Süß bei Ausbruch des Krieges die gesamte Heereslieferung des schwäbischen Kreises und ernannte ihn zum Residenten in Frankfurt am Main. Hier durfte er sich außerhalb der Judengasse eine Wohnung halten und hatte einen ständigen Vertreter in der Person des Hofrates Leining. Seine Mutter war eine Frankfurterin und lebte in der Judengasse. Oppenheimer wurde zum politischen Ratgeber des Fürsten und begann in dessen Auftrag einschneidende wirtschaftliche Reformen durchzuführen. So errichtete er z.B. das Salz-, Leder-, Wein-, und Tabakmonopol und trieb das bereits existierende, herzogliche Fabrikationsmonopol zügig voran. Der den Kommunen seit Jahrhunderten vertraglich zugesicherte freie Salzhandel wurde verstaatlicht. Nach französischem Vorbild wollte er gegen den erbitterten Widerstand der Stände einen absolutistischen Staat mit merkantilistischem, d.h. ein frühkapitalistisches gleichwohl staatlich gelenktes und kontrolliertes Wirtschaftssystem einführen. Er ließ Porzellan- und Seidenmanufakturen errichten, gründete die erste Bank in Süddeutschland und setzte die Anfänge der Industrialisierung in Gang. Nach dem Tod des Fürsten wurde er von dessen Nachfolger und seinen ständischen Gegnern sofort verhaftet und in einem langen aufsehenerregenden Prozess durch ein Kriminalgericht in Stuttgart zum Tode verurteilt. Im Februar 1738 wurde er erhängt. Der Schriftsteller Lion Feuchtwanger (1884-1958) hat sein Schicksal in dem Roman Jud Süß dargestellt, der Regisseur Veit Harlan während des Nationalsozialismus einen gleichnamigen antisemitischen Hetzfilm gedreht.