In den Städten des hohen Mittelalters wohnten bestimmte Personengruppen, z. B. Handwerker, in bestimmten Wohnvierteln zusammen. Sie bildeten durch wirtschaftliche Interessen, rechtliche oder ständische Stellung oder durch religiöse Bindungen jeweils gesonderte Gemeinschaften. Auch die Jüdinnen und Juden wohnten gemeinsam an bestimmten Plätzen der Stadt, und zwar meist in der Nähe der städtischen Märkte, da sie sich im Mittelalter vor allem im Handel betätigten. In Frankfurt lebten sie damals unmittelbar am Dom. In diesen frühen Judenvierteln haben aber auch immer Christinnen und Christen gewohnt. Erst seit dem 13. Jahrhundert gab es Bestrebungen, den Jüdinnen und Juden bestimmte, meist am Rande der Stadt gelegene Viertel zuzuweisen, in denen sie zwangsweise und streng abgesondert von der übrigen Bevölkerung wohnen mussten. Fiskalische Interessen der Fürsten und Herren, auf deren Grund die Juden saßen, der Konkurrenzkampf mit den christlichen Handwerkern und Kaufleuten, vor allem aber der Einfluss der Kirche hatte zu dieser Entwicklung geführt, die sich im späten Mittelalter in ganz Europa beobachten lässt. Der allgemeine Begriff Ghetto (auch Getto geschrieben) leitet sich aus der damals in Venedig gebräuchlichen Bezeichnung für das abgeschlossene Judenviertel ab. In Frankfurt existierte seit 1462 ein solches Viertel, die Judengasse. Die Ghettos blieben in Europa meist bis zur Französischen Revolution bestehen, mit der der Prozess der Emanzipation der Jüdinnen und Juden einsetzte. Der Begriff Ghetto wurde erst von den Nationalsozialisten wieder verwendet. Sie bezeichneten damit jene zwangsweise eingerichteten Viertel für jüdische Bürger*innen vor allem in osteuropäischen Städten, so z. B. in Warschau, die Teil des Vernichtungsprogramms waren.