Reyle ist ein Beispiel dafür, dass auch Frauen sich schon früh geschäftlich betätigt haben. Reyle lebte zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Sie war die Tochter eines Schwarzfärbers, eines der wenigen Handwerker, die es in der Judengasse gab. Nach dem Tod ihres Vaters wollte sie ursprünglich dessen Handwerk weiter ausüben, wurde dann aber "Hockin". Der Begriff Hockin kommt vom Hocken auf einem niedrigen Stuhl meist direkt auf der Straße, vor dem die Verkäuferin ihre Waren ausbreitet. Reyle verkaufte Silbergeschirre und Kleinode, was für Hockinnen untypisch war; sie boten meist Alltagswaren feil. Sie geriet dabei mit anderen Hockinnen in Zwist, die beim Rat durchsetzten, dass sie nur noch innerhalb der Judengasse verkaufen durfte. So mußte sie ihren kleinen Stand an der Pforte der Gasse aufgeben. Auch als Kleiderhockin ließ man sie danach nicht mehr zu.