Die Familie Rothschild ist die berühmteste unter den jüdischen Familien Frankfurts. Die Rothschilds betätigten sich im Geld- und Kreditgeschäft und waren im 19. Jahrhundert zu den größten und mächtigsten Privatbankiers aufgestiegen, die es bislang weltweit gegeben hat. Durch Theaterstücke, Karikaturen, aber auch durch antisemitische Propaganda, die häufig die Familie Rothschild und einzelne ihrer Mitglieder zum Thema gemacht haben, ist dieser Aufstieg zur Legende geworden. Gleichwohl waren die Anfänge der Familie in der Frankfurter Judengasse sehr bescheiden. Die Rothschilds bildeten einen Zweig der älteren Familie Hahn, der sich im 16. Jahrhundert abgespalten und im Haus zum Rothen Schild niedergelassen hatte. Dieser Hausname wurde dann zum Familiennamen. Er wurde beibehalten, als spätere Generationen das Haus wieder verließen und in andere Häuser der Judengasse zogen. Die spätere große Bankiersfamilie betrachtete das Haus zum Grünen Schild als ihr Stammhaus, das sie aber erst 1780 bezogen hatte. Die Familie Rothschild lebte über Jahrhunderte hinweg in sehr bescheidenen Verhältnissen und hat in der Judengasse zunächst keine nennenswerte Rolle gespielt. Erst mit Mayer Amschel Rothschild (1744 - 1812) und seiner Frau Gutle begann ihr legendärer Aufstieg. Insbesondere ihre fünf Söhne gelangten zu größtem Reichtum und zu beherrschendem finanzpolitischen Einfluss in Europa. Während der älteste Sohn des Stammvaters, Amschel Mayer (1773-1855), das Frankfurter Haus übernahm, gründeten seine Brüder in London, Paris, Wien und Neapel Niederlassungen, wodurch sie in wichtigen politischen Zentren Europas vertreten waren. Die Brüder konnten so vor Ort Einfluss nehmen, andererseits stimmten sie ihre Geschäfte immer aufeinander ab. Als der Frankfurter Rothschild 1855 kinderlos starb, kehrten die beiden Söhne seines Bruders aus Neapel zurück und führten das Frankfurter Haus weiter. Doch auch hier gab es keinen männlichen Nachfolger, so dass das Frankfurter Haus Rothschild 1901 mit dem Tod von Wilhelm Carl Rothschild, Baron Willi genannt, erlosch. Insbesondere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat die Familie Rothschild zahlreiche große Stiftungen für karitative, kultische, kulturelle und wissenschaftliche Zwecke in Frankfurt getätigt. Sie waren vielfach für jüdische Bürger*innen und Einrichtungen bestimmt, etwa für israelitische Waisenkinder oder das Gesundheitswesen. Andererseits waren sie der ganzen Stadt und ihrer Entwicklung gewidmet, so die Rothschildsche Bibliothek, deren Bestände heute in der Stadt- und Universitätsbibliothek aufgegangen sind, oder das Carolinum, bis heute Ausbildungsstätte für Zahnmedizin in der Frankfurter Universitätsklinik.