Räumliche Abtrennung in der Judengasse, rechtliche, soziale und kulturelle Sonderstellung, Beschränkungen der Wirtschaftstätigkeit, teilweise aber auch besondere Privilegien– dies war das Los der Frankfurter Jüdinnen und Juden bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. 1796 wurde im Bombardement der Stadt durch französische Truppen der Nordteil der Gasse zerstört. Damit begann der lange Prozess der Emanzipation, dessen Ende erst das Jahr 1864 ist, als die Jüdinnen und Juden Frankfurts in jeder Hinsicht die völlige rechtliche Gleichberechtigung mit den anderen Bürger*innen erlangten. Dieser jahrzehntelange Kampf um die Gleichberechtigung verlief nicht kontinuierlich, er war vielmehr ein ständiges Vor und Zurück. Als Napoleon die deutschen Länder erobert hatte, brachte er als ein Ergebnis der Französischen Revolution vorübergehend auch eine Verbesserung der Stellung der Jüdinnen und Juden mit in die besetzten Gebiete. So erlangten die Frankfurter Jüdinnen und Juden unter dem von Napoleon eingesetzten Regenten Dalberg 1811 vorläufig die völlige staatsbürgerliche Gleichberechtigung. Für Ludwig Börne war es damals beispielsweise möglich, ein öffentliches Amt anzutreten. Mit der Vertreibung Napoleons 1813 wurden aber in Deutschland die früheren Zustände teilweise wiederhergestellt, so auch in Frankfurt, wo Dalberg stürzte. Die wiedereingesetzte bürgerliche Stadtregierung regelte die Stellung der Jüdinnen und Juden im Jahre 1824 per Gesetz neu. Damit verloren die Jüdinnen und Juden wieder ihre staatsbürgerliche Gleichheit. Zwar mussten sie nicht mehr ins abgeschlossene Ghetto zurück und ihre wirtschaftliche Betätigung wurde nicht mehr so starken Beschränkungen unterworfen wie früher, aber die politische Gleichberechtigung wurde ihnen wieder entzogen. Völlige Gleichberechtigung erhielten sie erst wieder 1848/49, als die deutsche Nationalversammlung in der Paulskirche die "Grundrechte des deutschen Volkes" verkündete. Als diese aber in der nachfolgenden Restaurationsperiode wieder zurückgenommen wurden, wurden die Jüdinnen und Juden rechtlich und politisch abermals benachteiligt. Mehrere gesetzliche Änderungen führten in Frankfurt in den folgenden Jahren zu ihrer allmählichen rechtlichen Gleichstellung. Diese wurde 1864 endgültig erreicht. Für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung Frankfurts haben die jüdischen Bürger*innen dann bis zu NS-Zeit wie in kaum einer anderen Stadt Deutschlands eine herausragende Rolle gespielt.