Haus Weißer Löwe

12 April 2023

Die Frontbreite betrug ca. 5,10 Meter. Das Haus Weißer Löwe wurde 1571 erbaut. Der Hausnamen steht nicht nur für ein einzelnes Haus, sondern für einen ganzen Gebäudeblock. Dieser bestand aus zwei Vorderhäusern, zwischen denen ein schmaler Gang auf die Rückseite führte, wo sich zwei weitere Hinterhäuser befanden. Der Erbauer des Hauses war Josef Oppenheim (gestorben 1593). Er war einer der Stammväter jener berühmten Familie Oppenheim, die weit über Frankfurt hinaus Bedeutung erlangte. Im Haus Weißer Löwe war über mehrere Generationen hinweg einer ihrer Zweige ansässig. Im Laufe der Jahrhunderte wohnten aber auch sehr viele andere Familien in dem Häuserblock. Nach der Visitationsliste von 1709 gab es hier neun Haushaltungen mit insgesamt über 50 Bewohner*innen. Die sozialen Verhältnisse der hier lebenden Familien waren unterschiedlich. Josef Oppenheim betrieb mit seinem Bruder Mosche einen sehr einträglichen Handel mit verschiedenen Luxuswaren, unter anderem mit Seide. Auch waren später Silberhändler in dem Haus ansässig, die vermutlich zu den eher wohlhabenden Kreisen zählten. Andererseits gab es verschiedene Krämer und Hausierer, die mit Waren für den alltäglichen Gebrauch handelten. Von anderen Bewohner*innen wiederum heißt es, sie täten "nichts"; es ist nicht bekannt, wie sie sich ernährt haben. Unter den Bewohner*innen befanden sich auch, wie z. T. in anderen Häusern, einige Studenten. Auch in der Frankfurter Judengasse gab es seinerzeit gelegentlich schwierige familiäre Verhältnisse. Von einem männlichen Bewohner des Hauses mit drei kleinen Kindern heißt es, sein Weib hätte ihn verlassen. In einer weiteren Haushaltung wird eine Magd mit einem unehelichen Kind erwähnt. Bei den großen Bränden in der Judengasse in den Jahren 1711, 1721 und 1796 wurde das Haus Weißer Löwe dreimal zerstört. Während es nach den beiden ersten Bränden wiederaufgebaut wurde, entschied man sich nach dem Brand von 1796 für eine großzügige Neugestaltung des gesamten nördlichen Gassenareals. Das Haus verschwand dabei endgültig aus dem Frankfurter Stadtbild.