Medaille auf die große Feuerbrunst in der Judengasse
Das Feuer von 1711 in der Judengasse war eine der größten Brandkatastrophen in Frankfurt. An einem Mittwochabend, dem 14. Januar 1711, brach im Haus des Rabbiners Naphtali Cohen ein verheerendes Feuer aus, das sich schnell über die gesamte Judengasse ausbreitete. Aus der Frankfurter Bevölkerung jenseits der Mauern eilten zwar Helfer zum Löschen herbei, doch die Bewohner der Judengasse hielten aus berechtigter Angst vor Angriffen und Plünderung die Zugangstore zunächst verschlossen. Am Tag darauf stand von den etwa 200 Fachwerkhäusern des jüdischen Ghettos nur noch ein einziges. Vier Menschen waren in den Flammen umgekommen. Die meisten hatten all ihren Besitz verloren, wertvolle religiöse Schriften waren in Rauch aufgegangen. Für die jüdische Gemeinde folgte eine Zeit fast völliger Verarmung und Schwermut. Der Gemeindevorstand forderte strenge Askese: Für 14 Jahre wurden alle Spiele (außer Schach) und das Aufführen von Theaterstücken verboten. Der Tag des Brandes wurde zum Buß- und Fasttag erklärt. Für den Wiederaufbau der Judengasse erließ der Frankfurter Rat strenge Bauvorschriften. Die jüdischen Familien, die es sich leisten konnten, lebten übergangsweise bei ihren christlichen Nachbarn zur Untermiete. Weniger Wohlhabende zogen in die umliegenden Kleinstädte wie Offenbach, Hanau oder Rödelheim. Juden ohne Bleiberecht wurden vom Rat ausgewiesen. Noch fast ein Jahrhundert lang sollte für die Frankfurter Juden der Ghettozwang gelten. Erst ab 1796, nach dem Einmarsch napoleonischer Truppen in Frankfurt, durften sich Juden überall in der Stadt niederlassen. Bei den Zeitgenossen hatte der „große Judenbrand“ einen starken Eindruck hinterlassen. Es entstanden Lieder, Bußgebete, Gemälde und Gedenkmünzen, wie die des Medailleurs Christian Wermuth aus Gotha. Sie zeigt eine Familie mit zwei Kindern. Die Arme vor Verzweiflung hochgerissen, steht sie vor den brennenden Resten eines Hauses.