Die Judengasse gegen Süden
Die Judengasse war bis ins 19. Jahrhundert das Wohnquartier für die jüdische Bevölkerung mit einer Synagoge, eigenen Toren und beschränkt auf diesen einen Straßenzug. Nach der bürgerlichen Gleichstellung der Frankfurter Juden im Jahre 1811 zogen die Bewohner in andere Teile der Stadt. Während der Nordteil der Gasse nach der Zerstörung durch französische Revolutionstruppen 1796 bereits in einem großzügigeren Stil wiederaufgebaut worden war, wurden die baufälligen und engen Häuser im Südteil zwischen 1840 und 1887 im Zuge einer frühen Stadtsanierung abgerissen. Ende der 1880er Jahre war die Judengasse komplett abgerissen. Bis auf das Haus zum Grünen Schild, dem als Museum weiterexistierenden Stammhaus der Rothschilds, wurden damals die letzten noch bestehenden alten Häuser niedergelegt. Die Judengasse erhielt 1885 den Name Börnestraße, benannt nach dem bedeutenden Dichter gleichen Namens, der 1786 in der Judengasse geboren worden war. Der Frankfurter Fotograf Carl Friedrich Mylius erfasste in seinen Fotografien vornehmlich den radikalen Wandel des Stadtbildes in der Entwicklung Frankfurts zur Industriemetropole. Mittelalterliches Stadtbild, gründerzeitliche Neubauten und den Verfall der Altstadtgassen hielt Mylius in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in zahlreichen Abzügen fest. Sein fotografisches Atelier befand sich in der Biebergasse 3. Von seinen Aufnahmen sind rund 800 verschiedene Stadtansichten bekannt. Ein großer Bestand des Fotografen wird heute im Historischen Museum Frankfurt aufbewahrt.