Würfelrohlinge

Rohlinge für kleine Spielwürfel, noch ohne gebohrte Zahlmarkierungen. Es handelt sich um die Abfälle einer Würfelmanufaktur, deren ehemaliger Standort nicht bekannt ist. Mit Hilfe der C-14-Methode konnte man die Funde auf den Zeitraum zwischen 1430 und 1640 datieren. Es ist daher sogar möglich, dass diese Werkstatt schon bestand, bevor die Judengasse 1462 eingerichtet wurde. Wozu aber benötigte man ausgerechnet eine Werkstatt für Würfel? Das hängt wahrscheinlich mit dem „Würfelzoll“ zusammen, den besonders Soldaten in Anlehnung an das Würfeln um die Kleider Christi häufig von Juden verlangten, ein Beispiel für die alltägliche Präsenz antijüdischer Gewalt im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit. An zahlreichen Zollstellen mussten Juden drei oder sechs Würfel als Zoll abgeben. Im 15. und 16. Jahrhundert kam es in der Frankfurter Umgebung sogar vor, dass Handwerksgesellen, Bauern oder Landsknechte reisende Juden mit Gewalt zwangen, Würfel abzugeben.